Harry beschloss Draco erst einmal schlafen zu lassen, da dieser sehr erschöpft war, und nun so friedlich aussah. Harry sah ihn die ganze Zeit über stumm an. Er konnte ihn bisher zwar nicht sonderlich leiden, aber wenigstens die eigene Familie sollte doch zu einem halten, befand er. Irgendwann merkte Harry, dass sein Bein eingeschlafen war, und wollte sich langsam aus Dracos Umarmung lösen, jedoch schreckte dieser schon bei der kleinsten Bewegung auf. Harry sah Draco entschuldigend an, doch er meinte: "Schon gut, mich hier kurz auszuruhen, war mehr, als ich erwarten konnte." Der Angesprochene nickte lediglich, und Draco fuhr fort: "Weißt du, es ist das erste Mal, dass ich mich jemandem so anvertraue, und es ist auch das erste Mal, dass ich jemandem erlaube, mich zu berühren...". Wieder nickte Harry nur, und nahm seinen Gegenüber noch mal in die Arme, bevor dieser sich auf machte zurück nach Slytherin.
Harry war noch ganz in Gedanken versunken, als Ron plötzlich ins Zimmer stürmte: "Du, Harry, ich hab Malfoy grad in unserem Gemeinschaftsraum gesehen. Was will dieser Trottel hier?" Harry konnte es selbst nicht verstehen, aber diese Wortwahl von Ron machte ihn sauer. Er wusste nicht warum, aber er konnte es nicht haben, dass Ron Malfoy so beschimpfte, zuckte aber nur mit den Achseln, um sich nichts anmerken zu lassen. "Außerdem Harry", machte Ron weiter, "sollte ich dich von Hermine mal fragen, was mit dir los ist. Sie meint du wärest gestern Abend irgendwie verändert gewesen und würdest dich rar machen...". "Unsinn...", entgegnete Harry, "hab ich ihr ja auch gesagt" fiel Ron ihm ins Wort, und schaute ihn triumphierend an.
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Am nächsten Tag fing Harry Draco nach dem Unterricht ab, und zog ihn in eine dunkele Ecke: "Hi, wie geht's dir heute?", doch Draco zischte nur mit seinem üblichen Lächeln auf den Lippen: "Was geht dich das an, Potter?". Harry war starr vor Schreck. Das hatte er nicht erwartet und begann auch gleich: "A-aber gestern...d-da...", weiter kam er nicht. Er konnte diese Reaktion einfach nicht begreifen. Dennoch versuchte er es noch einmal: "D- du hattest mich doch extra aufgesucht...und d-dann dein Geständnis...". "Ach Potty Head", fuhr dieser ihn an, "bist du wirklich so naiv oder tust du nur so?". Draco schaute Potter geringschätzig an, und sagte hämisch: "Bist dus also wirklich *kopfschüttel* Na gut, dann erklär ich's dir: Es war lediglich ein Test, Potter. Ich wollte sehen, wie weit ich bei dir gehen kann. Dass du mich gleich in deine Arme schließt konnte ich ja nicht ahnen.".
Bei diesen Worten kullerten Harry einige Tränen über seine Wangen, denn er hatte geglaubt, dass seit diesem Abend so etwas, wie ein Band zwischen ihnen existierte, das dadurch zustande kam, dass Draco sich ihm anvertraut hatte, und nun sagte er so was. Mit "dann wäre das ja geklärt", wollte Draco schon wieder gehen, doch Harry hielt ihn an seinem Umhang fest, stellte sich genau gegenüber von ihm, und gab ihm mit aller Kraft eine Ohrfeige. Im ersten Moment war Draco zwar ein wenig geschockt gewesen, denn das hätte er von Harry Potter niemals erwartet, setzte dann aber gleich wieder sein spöttisches Grinsen auf, und stolzierte davon.
Auch Harry verlies langsam den Ort des Geschehens, und ging noch ein wenig Spazieren. Er hatte Malfoy nie leiden können, doch seit ein paar Tagen war diese Abneigung gar nicht mehr so stark. Sie hatte sich sogar beinahe schon ins Gegenteil gewandelt. Harry war die ganze Zeit über nur sinn - und planlos umhergeirrt, und war schließlich am Nordturm angelangt. Dort legte er sich auf das oberste Plateau, das im Gegensatz zu denen der anderen Türme, nicht abgesichert war, und wollte sich den Sonnenuntergang anschauen und dabei noch etwas nachdenken.
Er konnte Draco einfach nicht begreifen, aber wahrscheinlich war es besser so, denn eine Freundschaft wäre zwischen ihnen sowieso nicht gut gegangen, und in diesem frühen Stadium würde ein Abbruch noch nicht mal sonderlich wehtun. Das redete er sich immer wieder ein, bis er irgendwann fast selbst davon überzeugt war.
Irgendwann, als es schon fast dunkel war und Harry schon gar nicht mehr wusste, wie lange und warum er dort lag, wurde er durch ein Arrogantes: "Na Potter! Hast du es dir auf Meinem Platz gemütlich gemacht, damit du mir näher bist?", aus seinen Gedanken gerissen. Das war zuviel für Harry. Er sprang auf, packte Draco am Kragen und schrie: "Das hättest du wohl gern, Malfoy, du überhebliches Arsch! Kein Wunder, dass du keine Freunde hast!". Bei diesem Satz war Draco blass geworden. Harry konnte aber nicht ahnen, wie genau er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, durch diesen unüberlegten Satz. Draco wollte sich natürlich nichts anmerken lassen, sprang auf Harry zu, und schon war eine kleine Rangelei im Gange. Beide steckten all ihre Energie und Wut, die sich in den letzten Stunden und Tagen angesammelt hatte, hinein, sodass es immer mehr zu einer ziemlich ausgeglichenen Schlägerei wurde.
Das war mal eine ganz neue Art und Weise, wie die beiden eine 'Meinungsverschiedenheit' austrugen. Nach einiger Zeit geriet das Knäuel aus Armen, Beinen, Händen und Füssen gefährlich nah an den Rand des Plateaus, was jedoch keiner der beiden bemerkt hatte.
Es folgte ein unüberlegter Stoß, was in einem Kampf völlig normal ist, und plötzlich hörte man nur noch ein lautes und langes: "AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHH!"
.wird fortgesetzt.