Das war jedoch leichter gesagt, als getan, denn es war mittlerweile total dunkel geworden; das hatte aber auch zum Vorteil, dass niemand anderes den Sturz hatte sehen können. So könnte Malfoy, im Fall der Fälle alles abstreiten, denn an mögliche Konsequenzen mochte er gar nicht denken: Er würde auf jeden Fall von Hogwarts verwiesen werden, und wahrscheinlich nach Azkaban kommen, und selbst wenn nicht, würde er in der Zaubererwelt nirgends mehr Fuß fassen können, außer wohl bei Lord Voldemort, doch das widerstrebte ihm selbst sogar.
Als er so durch die Dunkelheit irrte, vernahm er irgendwann ein leises und schmerzhaftes Stöhnen. Erleichtert bückte er sich, und tastete nach Harry. Dieser schien sich zwar schwer verletzt zu haben, doch er lebte, und das war für Draco erst einmal das Wichtigste.
Er hob Harry also vom Boden hoch und eilte mit ihm auf dem Arm, so schnell er konnte, zum Krankenflügel. Madam Pomfrey musterte Draco zwar argwöhnisch, als dieser Harry bei ihr ablieferte, stellte aber zunächst keine Fragen, sie wollte sich nur schnell um den verletzten Jungen kümmern.
Draco wartete derweil vor der Tür, und dachte über das Geschehene nach: Potter und er waren zwar Feinde, und er hatte ihm so manches Mal irgendwelche Flüche auf den Hals gehetzt,doch da hatte er noch alles unter Kontrolle. Hier aber war es so ungewiss. Das bereitete ihm Angst. Dann rief er sich aber in den Kopf, dass ja gar nichts passieren könne, schließlich hatte Potter den Sturz überlebt, und Madam Pomfrey könne ja so ziemlich alle Verletzungen heilen.
Draco hatte nun schon eine ganze Weile vor dem Raum gewartet, in dem Harry behandelt wurde, doch nichts hatte sich geregt. Dann plötzlich öffnete sich die Tür, und Madam Pomfrey kam kreidebleich und mit gesenktem Haupt hinaus. Sie schaute Draco mit einer Mischung aus Trauer, Entsetzen, Sorge und Wut an und sagte mit leiser, brüchiger Stimme: "Er ist tot!".
Draco durchfuhr ein stechender Schmerz. Was hatte sie gesagt? Er schaute die Krankenschwester ungläubig an. Sie nickte nur bestätigend. Das war zuviel für ihn...er sank auf den Boden. Zu etwas anderem war er nicht mehr fähig.
Einige Zeit später erschien Madam Pomfrey wieder, diesmal zusammen mit Prof. Dumbledore. Sein übliches warmes Lächeln, das er immer für seine Schüler übrig hatte, war verschwunden. Draco sah ihn ängstlich an: "Wie konnte das passieren? Sie können doch sonst immer alles heilen", sprach er zu Madam Pomfrey gewandt. Sie nickte, sagte aber: "Das stimmt, nur hatte Harry auch noch innere Verletzungen, Verletzungen an seiner Seele. Ich kann ihm nicht helfen zu überleben oder gesund zu werden, wenn er nicht selber diesen Wunsch aus tiefstem Herzen verspürt!"
Draco schluckte. Er wusste, das war alles seine Schuld. Potter war auf dem 'Freundschaftsgebiet' schon immer labil gewesen, aber dass es soweit gekommen war, war ganz alleine seine Schuld. Er hatte Potter verletzt. Zu sehr verletzt, wie er jetzt wusste.
Während ihm diese Gedanken durch den Kopf schossen, war er immer blasser geworden, und starrte nur so vor sich hin. Prof. Dumbledore sah ihn besorgt an, und sagte in ruhigem Ton: "Mr Malfoy, ich würde gerne mit ihnen über diesen Vorfall sprechen. Ruhen sie sich aber am besten erstmal aus, wir sehen dann morgen weiter. Ich schlage vor, sie bleiben heute Nacht hier, dann brauchen sie sich nicht mit den lästigen Fragen ihrer Zimmergenossen auseinander setzen!"
Draco nickte, und begab sich ins Krankenzimmer. Während er sich auf einem Bett niederließ, sah er Harrys Leiche auf einem anderen liegen, sie war mit einem Laken abgedeckt. Als Draco so seinen ehemaligen Widersacher betrachtete, fasste er plötzlich einen Entschluss: Er wusste eh nicht, was er morgen Dumbledore sagen sollte, was er zu den anderen Slytherins sagen sollte. Er wusste nicht, wie er Hermine und Ron je wieder in die Augen sehen könnte, er konnte einfach nicht hier bleiben, also beschloss er Hogwarts noch in der Nacht zu verlassen.
Als endlich wieder vollkommene Stille eingekehrt war, stieg Draco aus dem Bett und schlich Richtung Ausgang des Schlosses. Die Tür knarrte zwar ein wenig, doch es hatte ihn glücklicherweise niemand gehört. Er dachte noch, wie schön seine Zeit doch in Hogwarts gewesen war, als ihn die Nacht auch schon verschluckt hatte.
Ende
Hmm, Sorry, dass es irgendwie so ganz anders geworden ist, als am Anfang gesagt. Ich konnte Harry und Draco einfach nicht zusammen kommen lassen ^^´ Ich mag den bösen Draco zu sehr =)