*Dieses Kapitel ist noch nicht vollständig. Dialoge und Ereignisse könnten sich im Laufe der Zeit leicht ändern.*

Kapitel 22 - Identitätskrise

„Sie und deinen Namen?", fragte Conan überrascht. Er und Ai waren zusammen mit Genta und Mitsuhiko gerade auf dem Weg zur Schule.

„Ja, was denn sonst?", antwortete Ai wütend, dringend auf seine Antwort wartend.

„Das ist unwahrscheinlich.", sagte er, ohne mit der Wimper zu zucken. Ai konnte kaum glauben, was er da von sich gegeben hatte.

„Was?"

„Denk doch mal scharf nach. Masumi selbst hat keinen Anhaltspunkt, bei welchem sie ganz genau wissen kann, dass du ein doppeltes Spiel spielst. Und wenn doch, dann hat sie nur auf deine Reaktion gewartet."

„Du meinst also, dass sie nur noch darauf gewartet hatte, dass ich ihr in die Falle gehe?"

„Korrekt. Ob sie es weiß, kommt jetzt nur darauf an, wie du zu diesem Zeitpunkt reagiert hast, als sie dir deinen Namen gesagt hat."

Sie dachte scharf nach. Nach einer kurzen Zeit schüttelte sie den Kopf.

„Nichts."

„Was?"

„Ich gebe zu, dass ich ziemlich überrascht war, aber für eine Weile konnte ich mich zurückhalten."

„Na also, dann…"

„Aber sie wird es wieder versuchen, so lange, bis sie die endgültige Bestätigung hat."

„Hinterher ist man immer schlauer."

„Sag mal, was soll das? Warum reagierst du so locker?", fragte sie mit genervten Blick.

„Was meinst du? Wir haben Ayumi bei demselben Problem geholfen und du hast einen kühlen Kopf bewahrt. Was unterscheidet dich von ihr?"

Ai stockte. Er hatte Recht. Sie war diejenige, die Panik schob. Einen kühlen Kopf bewahren…

„Bedeutet das dann nicht, dass sie einen Informanten hat?", fragte sie.

„Das denk ich mir auch die ganze Zeit."

„Könnt ihr uns vielleicht sagen, was ihr die ganze Zeit plaudert?", hörten die beiden Genta und Mitsuhiko von vorne sagen, was sich nicht gerade freundlich anhörte.

„Entschuldigung, Leute. Wir freuen uns nur auf deine Präsentation, Mitsuhiko.", sagte Conan und versuchte die Situation zu regeln. Mitsuhiko seufzte schwer.

„Müsst ihr mich immer daran erinnern?"

Genta begann zu kichern.

„Du jetzt nicht auch noch, Genta."

„Ich komme immer noch nicht hinüber, wie du dich letzte Woche vor der Klasse blamiert hast."

„Hör auf, dich über mich lustig zu machen. An dem Tag hat's geregnet, okay?", verteidigte sich Mitsuhiko.

„Schon gut, ich mache nur Spaß.", sagte Genta.

„Wir werden dir auf jeden Fall mithelfen.", versicherte Conan und AI nickte zustimmend.

„Ich hab's, vielleicht kann Ayumi mithelfen. Sie hat sich auch gemeldet und je schneller wir die Sache fertig haben, desto schneller habe ich es hinter mir.", sagte Mitsuhiko und war wieder bei guter Laune. Conan warf einen entschuldigenden Blick auf Ai, die kurz darauf mit den Augen rollte.

(„Wenn das unsere Sicherheit gewährleistet, würde ich es tun…")

Na gut, aber nur für eine Weile. Solange Ayumi sich in ihrem derzeitigen körperlichen Zustand befand, musste sie sie im wahrsten Sinne des Wortes ersetzen, sonst…

Dass Conan, seine Eltern, der Oberschülerdetektiv aus Osaka und Professor Agasa von ihrer wahren Identität wussten, war ihr schon genug. Jetzt war Ayumi in derselben Situation wie sie. Nur nichts überstürzen, denn sie hatte vollstes Vertrauen auf die Personen, die ihr Nahe standen.

—-

Sonoko seufzte schwer und blickte müde aus dem Fenster. Ohne Ran war es wirklich langweilig. Auch nachdem sie ihr über den Vorfall mit dem Ichigo Anwesen aufgeklärt hatte, wollte sie trotzdem, dass sie auftauchte. Sie nahm einen Bleistift und balancierte es zwischen ihrer Oberlippe und der Nase herum. Das tat sie manchmal bei Tagen, an denen Ran nicht in die Schule kam. Ab und zu warf sie einen Blick auf den Sitzplatz neben ihr, dort wo Ran immer gesessen hatte. Sie rollte mit den Augen. Wenigstens könnte sie mit ihr nachher im Krankenhaus darüber reden, also was soll's…

Der Gong ertönte und die restlichen Schüler setzten sich auf ihre Plätze. Sonokos Blick schweifte um das Geschehen um sie herum und beobachtete, wie sich ganz vorne die Schiebetür neben der Tafel öffnete. Jetzt würde die Lehrerin ins Klassenzimmer kommen, sie alle einzeln aufrufen und mit dem Unterrichtsstoff beginnen. Na gut, wenigstens gab es dabei etwas zu tun, also ist es gar nicht mal so schlecht.

„Yamada."

„Hier."

„Tokiko."

„Hier."

„Eisuke."

„Ähh… A-Auch hier."

„Sonoko."

Jetzt war sie dran.

„Hier."

„Takeshi?"

Keine Antwort.

„Ist der Typ wieder nicht da?", murmelte sein Sitznachbar.

„Kuroki, du übernimmst den Tafeldienst heute für ihn.", sagte die Lehrerin.

Der Junge gab zur Antwort ein genervten Seufzen von sich, bevor er einwilligte.

„Ran?"

Wieder keine Antwort.

Sonoko hob die Hand.

„Alles klar. Sonoko, du weißt was du tun musst."

Pah. Selbst die Lehrer wussten Bescheid. Sie und Ran waren wirklich unzertrennlich.

„Klar."

Nach einer Zeit, die sich für sie anfühlte wie eine Ewigkeit, war sie mit der Namensliste durch und sollte sich jetzt dem Unterricht widmen, doch…

„Ich möchte, dass ihr alle eine neue Mitschülerin willkommen heißt.", kündigte die Lehrerin an und gab dem Neuzugang hinter der Klassenzimmertür ein Zeichen.

Was? Eine neue Schülerin? Davon hat ihr niemand Bescheid gegeben. Nun gut, wenn man bedenkt, wie lange der letzte Schülerneuzugang zurücklag, (bei welchem es sich dabei natürlich um Masumi handelte,) müsste es keine so große Überraschung sein.

Ein Mädchen betrat das Klassenzimmer, bis sie vor der Tafel stand. Sie hatte lange braune Haare, eine schlanke Statur und schaute ein wenig verlegen drein. Konnte sie ihr ehrlich gesagt nicht verübeln, denn momentan waren alle Augen nur auf sie gerichtet. Ein leises Raunen und Staunen von der Seite der Jungs machte sich breit.

Sonoko warf der Gruppe einen genervten Blick zu. Das Mädchen war gerade erst nur in die Klasse gekommen und schon mussten diese Idioten sie in ihre unzüchtigen Fantasien hineinziehen.

Das neue Mädchen zögerte eine Weile, bevor sie ihren Namen an die Tafel schrieb und sich wieder der Klasse zuwandte.

„Ihr Name ist Ayame Yoshitaka und sie wird ab heute für eine Weile bei uns in der Klasse sein.", erklärte die Lehrerin.

„A… Auf gute Zusammenarbeit!", brachte sie hervor und verbeugte sich vor der ganzen Klasse. Für eine kurze Zeit herrschte Ruhe und niemand sagte ein Wort. Auch das Raunen der Jungs hörte abrupt auf.

Dann begannen plötzlich alle anderen zu jubeln, als hätte sie die Welt gerettet oder so. Sonoko verstand gar nichts mehr. Da kommt so aus dem Nichts ein neues Mädchen bei ihnen in die Klasse und schon wird sie bejubelt. Was hat sie nur verpasst?

„Du bist doch das Mädchen, dass den Juwelendieb zur Strecke gebracht hat, oder?", fragte ein Junge aufgeregt.

„Das war so cool, Ayame!", rief ein anderer.

Moment, einen Juwelendieb?

„Ich hab es gesehen, du warst so toll!", rief ein Mädchen von der Seite.

„Wie sie ihre Tasche auf den Typen geschmissen hat, war einfach genial durchgezogen!"

Ayame war sichtlich in Verlegenheit geraten. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. So gut, wie die Lehrerin es auch wollte, konnte sie die Klasse nicht mehr unter Kontrolle bringen.

„Such dir einen freien Platz aus, Ayame.", bot ihr die Lehrerin an, die verzweifelt versuchte, die Schüler zur Ruhe zu bringen.

„Sitz neben mir!", rief ein weiteres Mädchen und deutete auf den Sitzplatz neben sich.

„Nein, sie wird neben mir sitzen!", rief ein Junge rechts von ihr.

„Hey, aber hier sitz ich doch schon!"

„Dann setz dich weg."

Ayame blickte verwirrt auf das Chaos vor ihr, das sie entfacht hatte.

„Beruhigt euch, Leute! Was ist das denn für'n Kindergarten hier?", rief ein Mädchen von der hinteren Seite und die Schüler wurden wie auf Befehl sofort still. Die Stimme kam von Masumi, die von ihrem Sitzplatz aufstand und ihre Mitschüler wütend ansah. Danach sah sie den erschrockenen Gesichtsausdruck von Ayame, gab ihr einen Daumen hoch und lächelte ihr zu.

„Ist dieser Platz frei?", fragte Ayame und Sonoko hob ihren Kopf.

Sie hatte das Mädchen noch nie zuvor gesehen und war verwirrt darüber, wie schnell sie von den anderen Schülern akzeptiert wurde.

„Ja, dieser Platz ist frei.", sagte Sonoko und lächelte verlegen.

Ayame setzte sich neben Sonoko und begann, ihre Sachen auszupacken. Sonoko konnte nicht anders, als sie anzustarren. Es gab etwas an Ayame, das sie faszinierte. Was genau war bei ihr passiert?

—-

Der Schultag war zu Ende und Masumi und Ayame gingen die Straße entlang, die sich auf einer Anhöhe neben dem See erstreckte.

„Das war doch nicht schwer, oder?", fragte Masumi und grinste.

„Ich denke schon.", antwortete Ayame nachdenklich.

„Du denkst? Die ganze Klasse war begeistert von dir. Ich konnte mich vor Lachen kaum noch zurückhalten."

„Hä, was soll das denn jetzt heißen?"

„Tut mir leid, Ayame.", sagte sie und kicherte. Zur Antwort schmollte Ayumi nur. Masumi lächelte und errötete leicht. Sie konnte manchmal ziemlich süß sein, wenn sie sauer war. Sie machte es ihr wirklich schwer, sich zurückzuhalten.

„Danke Masumi."

„Huh?"

„Ohne dich hätte ich niemals diesen Schultag geschafft."

„Kein Problem, ich helfe, wo ich kann.", versicherte sie und streichelte ihre Haare.

Ayame lächelte und spürte, wie sich ihr Herz erwärmte. Masumi war nicht nur ihre beste Freundin, sondern auch die Person, auf die sie sich immer verlassen konnte. Zusammen gingen sie weiter die Straße entlang und genossen die frische Luft und den Blick auf den See.

„Weißt du", sagte Masumi, „ich mag es wirklich, Zeit mit dir zu verbringen. Vielleicht sollten wir das öfter machen."

Ayame blickte zuerst überrascht, dann kicherte sie.

„Das bedeutet mir wirklich viel."

Etwas fehlte.

„Und wenn wieder eines dieser neugierigen Jungs auftaucht, kann der was erleben.", grinste Masumi und gab ihr das Peace-Zeichen.

Irgendetwas fehlte. Warum nur?

Sie starrte nachdenklich auf ihre Gesichtszüge.

Die Zeiten mit den Detective Boys gingen langsam an ihr vorbei. Wie viele Fälle sie gelöst hatten… Hieß das, dass sie mit diesem Neuanfang einen hohen Preis zahlte?

„Ayame? Alles gut?", fragte Masumi und rückte ihr nah vors Gesicht.

„Huh?"

Ayumi schreckte zurück und ging ein paar Schritte zurück, als sie nicht merkte, dass ein Fahrradfahrer dicht an ihnen vorbeifuhr.

„Vorsicht, Ayame, das Fahrrad!", rief Masumi und wollte schon nach ihrer Hand greifen, um sie wegzuziehen…,

Der Fahrer reagierte zu spät.

„UWAAAAAHHH!"

…als sie merkte, dass es nicht nötig gewesen wäre.

Zu ihrer Überraschung war Ayame in Sekundenbruchteilen hinter dem vorbeifahrenden Fahrrad verschwunden.

„Oh Gott, ist alles okay?", rief der Mann, stieg vom Fahrrad und machte sich schnell auf dem Weg zur Unfallstelle. Masumi folgte ihm.

Unmöglich, sie hatte nicht einmal gesehen, wie sie sich bewegt hatte. Als wäre sie plötzlich unsichtbar geworden. War das etwa eines der Effekte des Gegengifts, von dem sie nichts wusste? Dann könnte ihre Mutter doch auch…

Masumi grinste mit Aufregung über das ganze Gesicht. Interessant, einfach nur unglaublich!

„Tu-Tut mir leid.", hörten sie Ayame plötzlich sagen.

Als Masumi und der Mann beide die Anhöhe hinuntersahen, kam ihnen Ayame entgegen. Ihr Rock hatte einige Schmutzflecken, doch ihr ging es gut.

„Ayame, ist alles okay?", fragte Masumi und der Mann seufzte vor Erleichterung.

„Ah…"

„Ah?"

„Alles gut."

Kurz darauf entschuldigte sich der Mann und fuhr seinen Weg weiter. Ayame sah ihm währenddessen jedoch eine Weile nach. Sie konnte einfach nicht verstehen, was geschehen war.

„Du starrst die ganze Zeit auf deine Hände, fällt mir grade auf. Was ist damit?"

„Ich weiß es auch nicht. Es war, als hätte mein Körper sich von ganz allein bewegt. Das Erste, was ich spürte, war, wie leicht und beweglich mein Körper ist. Dann, kurz bevor der Fahrer mich traf, war ich plötzlich in der Luft und bin dann auf dem Abhang gelandet."

„Du bist über den Fahrradfahrer gesprungen? Das sind doch locker über 2 Meter!"

„Ich muss Conan und Ai auf jeden Fall davon erzählen. Vielleicht wissen sie, was es sein könnte."

„Lass es lieber…"

„Huh?"

„Ich sagte, lass es lieber. Sei ehrlich, was würde Conan sagen, wenn er dich mit deinen 'akrobatischen' Fähigkeiten sehen würde?"

„Conan?"

Ayame errötete leicht.

„E-Er wäre definitiv stolz auf mich, dass ich endlich Fähigkeiten hätte, die ihm weiterhelfen könnten."

„Wohl kaum.", antwortete Masumi und schnitt ihr den Weg ab. Ayame sah sie verwirrt an.

„Was meinst du?"

„Glaubst du denn nicht, dass er sich nur noch mehr um dich sorgen würde? Und was wäre mit Ai? Jetzt gerade bedeutest du ihr mehr als du denkst."

Ayumi dachte eine kurze Zeit nach. Sie sah wieder Ai's von Tränen gezeichnetes Gesicht mental vor sich, als die beiden sich in ihrem Bett schlafen gelegt hatten.

(„Akemi…")

Dann hörte sie Conan's wütende Stimme, als er Ai vor ein paar Tagen vor ihr angeschrien hatte.

(„Ich werde nicht zulassen, dass du weitermachst. Bei allem was mir wichtig ist, ich kann sie dieser Gefahr nicht aussetzen.")

Ayumi's Miene verschlechterte sich.

„Jetzt, wo du es sagst…"

„Komm schon, lass den Kopf nicht hängen. Mit mir kannst du natürlich nach wie vor über alles reden. Wir doch beste Freundinnen, oder etwa nicht?", sagte sie und klopfte ihr leicht auf die Schulter. Ayumi lächelte leicht.

„Danke Masumi."

„Gegenseitiges Vertrauen ist wichtig für unsere Freundschaft, deswegen sollten wir uns nicht anlügen, was unsere tiefsten Gefühle angeht. So denke ich jedenfalls."

„Du hast Recht. Ich mag Leute, die Lügen auch nicht.", sagte sie und lächelte, als sie plötzlich inne hielt.

Moment mal…

Wenn das, was Masumi sagte, stimmte, dann bedeutete das…

Nein, sie wollten sie nur beschützen. Wahrscheinlich war es das, was sie damit beabsichtigt hatten. Doch vor wem?

—-

Einige Stunden später…

„Da sind wir endlich.", kündigte Professor Agasa an, als er das Auto parkte und den Zündschlüssel aus dem Schloss nahm. Wie versprochen standen er, Ayumi, Mitsuhiko, Genta, Conan und Ai vor dem mehrstöckigen Einkaufszentrum, welches vor kurzem in Tokyo aufgemacht hatte. Lauter andere Kinder und Erwachsene gingen an ihnen vorbei, nur um am selben Erlebnis teilzuhaben.

„Tobt euch aus, Kinder. Ich habe einiges an Geld angespart, gebt es nur nicht leichtsinnig aus, ja?", sagte er.

„Aber klar doch, Professor.", versicherte ihm Conan und lächelte.

Mehr bräuchten die Kinder nicht, dachte der Professor und schloss den Wagen ab. Zusammen betraten sie das rustikale und mit großem Glasdach bedeckte Gebäude. Vom Eingang her aus betrachtet, konnten sie einen Blick auf jedes einzelne Stockwerk richten.

„Da drüben sind einige Aufzüge.", bemerkte Mitsuhiko und deutete mit dem Finger auf die vier Aufzüge im Zentrum des Gebäudes.

„Na dann los!", rief Genta und stiftete ihn aufgeregt an.

„Nicht so schnell, Leute.", sagte Ai und hielt die Beiden auf. Genervt wandten sie sich um.

„Was denn jetzt?", fragte Genta.

„Denkt ihr nicht, dass ihr euch beide hier verläuft? Bei diesem Ausmaß ist es für euch ein Kinderspiel."

„Na und? Wir haben ja immer noch den Sprachremitter. Da können wir uns leicht verständigen."

Ai war nicht überzeugt und hob gelangweilt die Augenbraue.

„Lass sie doch ihren Spaß haben, Ai.", bat Conan.

„Ja und außerdem haben wir ja Ayame, die auf uns aufpasst, nicht wahr?", fragte Mitsuhiko.

Ayame zögerte.

„Ich mach das schon, Ai. Vertraue mir."

Ai seufzte. Dann gab sie schließlich nach.

„Macht was ihr für richtig hält."

„Juchuu!", zelebrierten alle drei und rannten zu den Aufzügen. Damit ließen sie Conan und Ai zusammen mit dem Professor allein.

„Glaubst du nicht, dass du ein wenig zu streng mit ihnen vorgehst?", fragte er.

„Streng? Wovon redest du? Ich rede mit ihnen ganz normal.", verteidigte sie sich.

„Ganz normal sieht mir aber anders aus."

„Für dich vielleicht."

„Jetzt streitet euch doch nicht, über so eine Kleinigkeit. Besser ist es, wenn wir uns hier erst einmal umsehen.", gab der Professor zu Wort. Ai warf ihm nur einen kalten Blick zu.

„Wenn Sie denken, Sie könnten sich wegschleichen und sich mit Kuchenstücken vollstopfen, haben Sie sich geschnitten.", sagte sie.

„Nun, ich…"

Ein klarer Volltreffer. Leicht enttäuscht stapfte der Professor den Beiden hinterher.

—-

Weit kamen die Drei jedoch nicht, als sie plötzlich vor einem Schild standen, welches diesen Aufzug zum Defekt erklärte.

„Aufzug defekt. Bitte wenden Sie sich an einen anderen Aufzug. Wir bitten um Ihr Verständnis.", lasen Genta und Mitsuhiko vor und wandten sich Ayame schulterzuckend zu.

„Da kann man nichts machen.", sagte Ayame und lächelte.

„Oh, ich weiß! Lasst uns lieber einen anderen nehmen, der gleich daneben ist.", schlug Mitsuhiko vor.

„Klasse Idee, Mitsuhiko. Na dann, wer als letzter oben ist, ist ein fauler Aal!", rief Genta herausfordernd und lief schon voraus. Ayame und Mitsuhiko liefen ihm hinterher.

Kurz darauf…

„Guck mal wie cool die Figuren aussehen!", rief Genta erstaunt und holte Mitsuhiko und Ayame mit sich zum Schaufenster eines Spielzeugladens am dritten Stock.

„Seht mal nach, wie viel sie kosten.", sagte Mitsuhiko.

„1499…", murmelte Ayame, als sie das Preisschild las.

„Ist nicht viel, wenn ihr mich fragt.", antwortete Mitsuhiko nachdenklich.

„Sollen wir mal rein und nachschauen?", fragte Genta und ging schon vor.

„Klar."

Gesagt getan und schon standen die drei vor lauter Regalen, in denen sich die Figuren stapelweise türmten. Genta nahm eine aus einem Regal und betrachtete es.

„Ist das nicht die Figur der dritten Form? Ihr wisst schon, die aus der Folge die letzte Woche rauskam.", bemerkte er. Ayame und Mitsuhiko sahen sich die Figur an.

„Jetzt, wo du das sagst…", sagte Mitsuhiko und nahm sie ihm aus der Hand.

„Stimmt, dazu hat er einen anderen Helm gehabt, oder?", murmelte Ayame. Die beiden Jungen sahen sie überrascht an.

„Woher weißt du das?", fragte Mitsuhiko.

„Huh?"

Ein klarer Fehler. Sie vergaß, dass sie ihre Vergangenheit als Ayumi vor ihnen geheim halten sollte.

„Wir haben uns die Folge damals zusammen angesehen, oder?", fragte Genta.

Warum konnte sie ihre blöde Klappe nicht halten? Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit bis ihre Identität auffliegt. Dann werden Conan und Ai enttäuscht sein und ihr womöglich sogar nicht mehr vertrauen.

„I-Ich, also…"

Mitsuhiko nickte zustimmend.

Irgendetwas musste sie doch sagen. Irgendwas!

„Ayame, kann es sein, dass…"

Das war's für sie. Die beiden wussten wohl schon darüber und gelangten so in derselben Gefahr, in der sich Conan und Ai befinden. Was auch immer diese Gefahr sein konnte, sie durfte bei allen Mitteln nicht zulassen, dass sie auch in die Schusslinie geraten.

„Es tut mir…!", brachte sie hervor.

„Kann es sein, dass du dir die Serie auch anschaust?", fragte Mitsuhiko.

„Was?"

„Du bist womöglich ein Fan der Serie, oder?"

„Ich?", murmelte sie verwirrt.

„Na, wer wohl sonst?", fragte Genta schnippisch.

„Genta…", ermahnte ihn Mitsuhiko und warf ihm einen genervten Blick zu.

„Ja, ist schon gut, tut mir leid.", gab er von sich und schmollte.

Ayame fiel ein Stein vom Herzen. Schieres Glück hatte sie gerettet. Sie atmete erleichtert aus und versuchte, ihre Nervosität zu verbergen.

„Ja, aber klar schaue ich sie mir an.", antwortete sie und versuchte, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen.

„Das ist doch klasse!", sagte Mitsuhiko mit einem breiten Grinsen.

„Und? Gehen wir die jetzt kaufen oder schauen wir uns weiter um? Vergiss nicht, dass wir für Ayumi noch etwas mitnehmen sollten.", fragte Genta, der sich schon langweilte.

„Nicht alles muss immer nach deiner Pfeife tanzen, Genta."

Ayame sah den Beiden nach und stellte sich für einen Moment vor, wie es wäre, wenn sie noch ihren Ursprungskörper hätte. Sicher müsste sie sich nicht um ihre Identität kümmern.

Neuanfang. Ein schweres Wort.

Währenddessen entschieden sich Conan, Ai und der Professor, den Detective Boys anzuschließen und nahmen die Rolltreppen nach oben.

„Ich muss mit dir reden.", sagte er.

Ai wandte sich um.

„Worum geht's?"

„Es geht um Masumi. Sie hat höchstwahrscheinlich den Peilsender gefunden."

„Du meinst den, den du gestern Nacht in die Lunchbox eingepackt hattest?", fragte sie.

Conan nickte.

„Das Signal vom Peilsender ist nach der Nachmittagspause verschwunden."

„Dann sollte sie uns jetzt doch abhören können, oder?"

Der Professor lachte.

„Keine Sorge, Ai. Das ist nur ein One-End-Receiver, ein Gerät, das nur einen In- und Output hat. Bedeutet also, dass wir Ayumi abhören und orten können, sie aber im Gegenzug uns nicht.", erklärte er.

„Für sie ist das Teil praktischerweise absolut nutzlos.", fügte Conan hinzu.

„Da könntest du Recht haben, aber… Eine Sache lässt mich nicht los. Ich weiß nur nicht, was es sein könnte.", murmelte Ai. Conan seufzte, dann lächelte er.

„Kopf hoch, gemeinsam schaffen wir das schon."

Sie zögerte zunächst, dann grinste sie.

„Du bist unverbesserlich."

„Bin ich das?", fragte er verwirrt.

Sie wollte ihm etwas erwidern, als plötzlich das Licht im gesamten Einkaufszentrum ausging und es Stockdunkel wurde, mit Ausnahme des Glasdaches, welches ein schwaches Licht auf die Umgebung warf.

„Was zum…?", murmelte der Professor.

„Das Licht ist…", begann Ai.

KRRRRAAAACCCKKK!

„Ein metallisches Geräusch?", bemerkte Conan.

„Es scheint von oben zu kommen! Womöglich ist es…", sagte sie.

„Von oben? Da sind ja noch Genta, Ayumi und Mitsuhiko!", rief er und drückte den Knopf seiner Brille, die einen Nachtsichtmodus aktivierte.

KLACK! WRRRRRRR!

Conan vergeudete keine Sekunde und rannte los, so schnell wie er konnte. Irgendwas surrte von der rechten Seite der Rolltreppe. Das müsste der Aufzug sein, denn es befanden sich insgesamt zwei an der Seite und zwei in der Mitte der Eingangshalle. Könnte es sein, dass…? Hoffentlich war den Dreien nichts passiert!

—-

Einige Minuten zuvor…

„Wir haben sie endlich! Die neue Kamen Yaiba Figur sieht einfach nur super aus!", stieß Mitsuhiko voller Freude aus und Genta nickte.

„Jetzt können wir die Folge aus der letzten Woche nachstellen!"

„Das freut mich für euch!", sagte Ayumi.

„Ich habe wirklich nicht erwartet, dass du dir die Serie anschaust.", sagte Mitsuhiko, als sie den Laden verlassen hatten.

„Ach wirklich?"

„Ja, normalerweise sagen mir meine Eltern, dass solche Serien nur für Kinder gemacht sind.", sagte Genta empört.

„Aber da wir jetzt nicht die einzigen sind, ist das doch ein Sieg auf ganzer Linie, oder?"

„Das ist doch klar! Dann kann ich ihnen zeigen, dass ich doch Recht habe.", sagte er und lachte siegessicher.

Ayumi lachte nur verlegen. Sie würde ihnen also schon verraten, was hier vor sich ging, doch ihr ständiger Gedanke an einen Neuanfang ließ sie noch ein wenig darüber nachdenken. So sehr, dass sie nicht bemerkte, dass jemand von der Ecke auf sie zukam und, ohne dass er es bemerkte, mit ihr zusammenstieß.

FFFWOMB!

Ayumi stolperte und fiel zu Boden. Der Mann taumelte ein paar Schritte zurück, bis er sich wieder fangen konnte. Auf seiner Jacke befand sich jetzt heißer Kaffee, den er zuvor in einem Pappbecher in seiner Hand gehalten hatte.

„Aaah, heiß!", rief er und klopfte den Kaffeefleck ab.

„Ayumi!", riefen Mitsuhiko und Genta gleichzeitig.

„Pass doch auf, Alter! Jetzt hast du meine verdammte Jacke ruiniert!", schnauzte er sie wütend an.

„Es tut mir leid.", sagte Ayumi und blickte zum Mann hoch.

Moment mal, diese Stimme…

(Ich habe dir vertraut. Du warst sowas wie'n Freund für mich. Hast du gehört? N' Freund hab ich gesagt.)

Er hatte eine Sonnenbrille an und auf seinem linken Auge konnte sie eine Narbe erkennen. Außerdem trug er eine braune Jacke mit einem Kragen, der höher war als sein Kopf.

„Wer bezahlt jetzt für die Reinigung, häh? Die Jacke war nicht billig, das kann ich dir sagen!"

„Ist alles okay?", fragte Mitsuhiko und versuchte, ihr hoch zu helfen.

War er das wirklich? Braune Jacke… Der Kragen…

„Nein…", flüsterte sie leise.

(Was hab ich dir letzte Woche gesagt, du kleine Ratte, häh?! Ich. Will. Das. Gottverdammte. Geld. Zurück!)

Jedes seiner Schläge gegen ihre Haustür hallte in ihren Gedanken wieder.

Ayumi starrte ihn nur noch an. Pure Angst stand ihr plötzlich ins Gesicht geschrieben und Mitsuhiko konnte es spüren. Er wusste nicht genau warum, aber er fühlte ihre Angst, die sie gegenüber diesem Mann verspürte. Wer auch immer er war, irgendetwas war an der Sache faul.

„Das ist schon das zweite gottverdammte Mal heute, dass so etwas passiert ist und ich werd die ganze Scheiße hier nicht bezahlen. Lern erst mal auf deine eigenen Füße aufzupassen, bevor du nach draußen gehst…", sagte er wütend.

Mitsuhiko ballte seine Faust. Genta bemerkte dies und wurde ernst. Er hatte eine Ahnung, was Mitsuhiko jetzt vorhatte.

„Dumme Ziege…", murmelte er genervt und wischte den Fleck mit seiner Hand ab.

Seine lauten Schläge gegen ihre Wohnungstür kamen ihr wieder in den Sinn.

„Siehst du, es geht nicht weg. Alles nur wegen dir, du Drecksstück.", fügte dieser noch hinzu.

Ayumi kamen schon fast die Tränen. Als hätte sie einen großen Stein im Hals.

„En-Entschuldigung.", brachte sie hervor.

Kein Zweifel, das war der Mann. Der Mann, der bei ihr Zuhause war. Der Killer, der die Person vor einigen Tagen in brutaler Manier umgebracht hatte.

– Kapitel 22 ENDE –